Dülons Welt - Lichte Klänge aus einer dunklen Welt | Tonreihe
So., 08. Okt.
|Röm.-kath. Pfarrkirche zum Hl. Johannes
ensemble freymut : Hommage an den blinden Flötisten und seine magischen Flöte
Zeit & Ort
08. Okt. 2023, 17:00
Röm.-kath. Pfarrkirche zum Hl. Johannes, Kirchenstraße 15, 7431 Bad Tatzmannsdorf, Österreich
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Friedrich Ludwig Dülon | Lichte Klänge aus einer dunklen Welt
ensemble freymut: Hommage an den blinden Flötisten und seine magischen Flöte
Die Euphorie, mit der Ende des 18. Jahrhunderts der blinde Flötist Friedrich Ludwig Dülon in ganz Europa gefeiert wurde, ist bis heute ein einzigartiges Phänomen: „Die Menschen empfanden Dülons Blindheit als eine Steigerung der Intensität seiner Gefühle“, beschreibt John A. Rice die Faszination, die von Dülons Spiel ausging. „Dülons Flöte schien eine magische Qualität anzunehmen; dadurch gelang es ihm, den Zuhörern seine innersten Gefühle mitzuteilen und in ihnen ähnliche Gefühle zu wecken.“
Friedrich Ludwig Dülon wurde 1769 in Oranienburg bei Berlin geboren. Aufgrund der falschen Behandlung einer Augeninfektion erblindete er nur wenige Wochen nach seiner Geburt fast vollends. Die außergewöhnliche musikalische Begabung des Knaben fiel erstmals auf, als er Flötenkonzerte von Johann Joachim Quantz auf dem Kamm nachspielte. Dülon erhielt zunächst Flötenunterricht von seinem Vater, einem Flöte spielenden Finanzbeamten, und später vom ebenfalls blinden Flötisten Joseph Winter. Sein erstes öffentliches Konzert absolvierte er 1781, mit 12 Jahren, in Berlin. In den nächsten drei Jahrzehnten konzertierte Dülon in Deutschland, vom Baltikum bis in die Schweiz, in den Niederlanden, England, Russland und auch in Wien.
„Wie wirken Töne auf uns, die ins Innerste zielen, die im Dunkeln, ohne Ablenkung durch visuelle Eindrücke direkt unsere Gefühle erreichen“, fragt sich ensemble freymut in seiner Hommage an den großen Flötisten des 18. Jahrhunderts. Um die außergewöhnliche Wahrnehmungskurve Dülons – seine nahezu vollkommene Blindheit und die damit verbundenen hochsensiblen Fähigkeiten der anderen Sinne, vor allem des Gehörs – für das Publikum erlebbar zu machen, erhalten die Besucher:innen eine Augenbinde und können individuell entscheiden, ob, wann und wie lange sie das Konzert mit verbundenen Augen – also gleichsam aus der Perspektive Dülons – erleben wollen. Welche Bilder entstehen in der Dunkelheit, wenn wir uns dem reinen Klang hingeben? Welche anderen Sinne treten in den Vordergrund? In jedem Fall durchmessen diese Bilder und Sinneseindrücke gemeinsam mit den Interpret:innen den künstlerischen Kosmos Dülons von seinen Anfängen bis hin zu seinen eigenen Kompositionen und der Musik seiner großen Zeitgenossen Georg Philipp Telemann, Carl Philipp Emanuel, Johann Philipp Kirnberger und Johann Joachim Quantz.
Text: ensemble freymut | Albert Seitlinger